Buchprojekt in der Gemeinde Apen
Entwurzelt aus der Heimat - eingepflanzt in die Gemeinde Apen - Flucht und Vertreibung von 1945 bis 2022
Von Johann Lüür
Seit dem Ukraine-Krieg bestimmen Flucht und Vertreibung die Nachrichten. In einem Buch von Johann Lüür kommen Geflüchtete aus verschiedenen Generationen und Ländern zu Wort.
Abstimmungen über das Buchprojekt: Autor Johann Lüür (rechts) und sein Layouter, Reinhard Penning, im Gespräch.
Augustfehn - Sie haben Traumatisches erlebt und ob es erst Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte her ist, erinnern sie alle Einzelheiten: Sie haben ihr Zuhause verloren, das ihnen ein Krieg oder die Willkür eines Regimes nahm, sie haben Hass, Zerstörung und Verzweiflung erlebt, Tausende von Ängsten um das Leben ihrer Angehörigen und das eigene ausgestanden, sie haben gesehen, wie Menschen erschossen wurden, wie Mensch und Tier bei Trecks über die zugefrorene Ostsee ins Eis einbrachen und umkamen, sie erfuhren übelste Demütigungen und wurden Zeugen, wie Menschen bei lebendigen Leib verbrannten: Es sind beeindruckende Schilderungen von Geflüchteten verschiedener Generationen und aus verschiedenen Kulturen, die der Augustfehner Johann Lüür im Frühjahr veröffentlichen will.
Geschichtsfan
Seit einem Jahr arbeitet der 66-Jährige an seinem Buch und an einem Thema, das ihn schon seit Kindertagen interessiert, obwohl seine eigene Familie nicht von Flucht und Vertreibung betroffen ist. Geschichte, geschichtliche Orte und Lebensgeschichten von Menschen haben es dem ehemaligen Mitarbeiter des Westersteder Katasteramtes angetan. Ein 2006 erschienenes Buch mit dem Titel „Vertrieben nach Osfriesland“ beeindruckte Johann Lüür so stark, dass er sich damals schon vornahm, Ähnliches für die Gemeinde Apen zu erarbeiten.
„Vor allem geht es mir darum, dass die Erlebnisse der Geflüchteten nicht vergessen werden und ich möchte gerade auch jüngeren Generationen vermitteln, welch großes Geschenk es ist, in Frieden und Freiheit leben zu können und dass sich politische Umstände auch verändern können“, sagte Lüür im Februar 2022 – wenige Tage später begann in Osteuropa Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Flucht und Vertreibung sind seitdem aktueller denn je.
Kriegsflüchtlinge
Durch persönliche Kontakte, die Berichterstattung über das Buchprojekt in der NWZ, Menschen, die sich daraufhin bei Lüür meldeten und vielfach noch auf andere Geflüchtete verwiesen, kam der Augustfehner an seine Gesprächspartner. Zunächst besuchte er einige, die in den ehemaligen deutschen Ostgebieten gelebt hatten, 1945 und 1946 ihre Heimat verließen und schließlich in der Gemeinde Apen landeten. Wie Improvisation den Ammerländer Alltag unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges bestimmte, weil es an vielem fehlte, wie Vertriebenentransporte Apen und Augustfehn erreichten und Flüchtlinge untergebracht und integriert wurden, obwohl sie anfangs nicht überall willkommen waren, beschreibt Lüür in einem einleitenden Kapitel. Doch nicht nur Menschen aus Brandenburg und dem ehemaligen Danzig, Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien kommen zu Wort, sondern auch ehemalige Bürger der DDR, die kurz vor dem Mauerbau und der Wiedervereinigung ihr Leben riskierten, um in den Westen zu kommen. Dramatische Ereignisse, aber auch ihre Sorgen um die Anerkennung ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung und Ängste, auf Dauer nicht in der neuen Heimat bleiben zu dürfen oder niemals zurück zu können, schildern auch Flüchtlinge aus Afghanistan, Burundi, Simbabwe, Syrien und der Ukraine. Dazu gehört auch ein syrisches Ehepaar, dessen vierjährige Tochter während der Flucht plötzlich in Bulgarien starb.
Erlös für guten Zweck
Bei seinem Buch, dessen Erlös für einen guten Zweck ist, wurde Johann Lüür auf vielfältige Weise unterstützt.
Dazu gehörten Tipps wie zum Beispiel vom Klauhörner Chronisten Johann Hasselhorst, das Korrekturlesen von Lüürs Tochter Annette, die Grafiken für die Fluchtrouten, die Johann Lüürs Sohn Jan-Dirk fertigte, und die umfangreiche Hilfe durch Layouter Reinhard Penning, der jahrzehntelang im Druckereiwesen arbeitete.
Ein Grußwort für das neue Buch, das den Titel trägt „Entwurzelt und wieder eingepflanzt in die Gemeinde Apen“, hat Apens Bürgermeister Matthias Huber verfasst.
Quelle: https://www.nwzonline.de/ammerland/johann-lueuer-aus-augustfehn-veroeffentlicht-schicksale-von-fluechtlingen-in-der-gemeinde-apen_a_51,11,3858195301.html (Autorin: Doris Grove-Mittwede, NWZ)
Verkaufsstellen
Das 188 Seiten umfassende Buch kann für 24,90 Euro bei folgenden Verkaufsstellen erworben werden: Auto Gnieser, Buchhandlung Lassen, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Augustfehn, Gemeindeverwaltung Apen, Hartmut Orth Betten, Heimtextilien und chemische Reinigung, Johann Lüür, Malerfachbetrieb Möhlmann und Monis Haarstudio.
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